Freitag, 9. Juni 2017

Offener Brief an das "neue deutschland"

Fast liebe Redaktion (Feuilleton), es ist ungeheuerlich, was sich die Dame Caroline M. Buck mit dem Beitrag "Die vergessene Armee" geleistet hat. Aber sie ist wohl nicht zuständig - dazu noch in einer Zeitung, die sich sozialistisch nennt - für wahrheitsgetreue und gedankenreiche Analyse. Und warum lasst Ihr als Redaktion unter dem Motto des Pluralismus solche hirnverbrannten und antikommunistischen Hetztiraden zu? Eher gehört so etwas in die bereits geistig plattgedrückte bürgerliche Presse, von der man nichts anderes erwartet. Ohne freundlichen Gruß
Harry Popow, Oberstleutnant a.D., Schöneiche b. Berlin

Offener Brief an das „neue deutschland“



09.06.2017: Fast liebe Redaktion (Feuilleton), es ist ungeheuerlich, was sich die Dame Caroline M. Buck mit dem Beitrag "Die vergessene Armee" geleistet hat. Aber sie ist wohl nicht zuständig - dazu noch in einer Zeitung, die sich sozialistisch nennt - für wahrheitsgetreue und gedankenreiche Analyse. Und warum lasst Ihr als Redaktion unter dem Motto des Pluralismus solche hirnverbrannten und antikommunistischen Hetztiraden zu? Eher gehört so etwas in die bereits geistig plattgedrückte bürgerliche Presse, von der man nichts anderes erwartet. Ohne freundlichen Gruß
Harry Popow, Oberstleutnant a.D., Schöneiche b. Berlin



12.06.2017: Sehr geehrter Herr Popow, ich habe Ihr Schreiben vom 9. Juni dieses Jahres keineswegs ignoriert. Ich bin allerdings nicht davon ausgegangen, dass Ihre Zuschrift eine Antwort erfordert. Auf Beschimpfungen reagiere ich generell nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Amendt, Zivildienstleistender a.D.



12.06.2017: Sehr geehrter Herr Jürgen Amendt, dieser Artikel "Die vergessene Armee" beleidigt alle ehemaligen Angehörigen der NVA. Und die Kritik daran nennen Sie "Beschimpfung"? Ich hatte als Abteilungsleiter für Leserbriefe und Truppenkorrespondenz in der Wochenzeitung "Volksarmee" nicht einen einzigen Leserbrief unbeantwortet gelassen. Das waren wir unseren Lesern unbedingt schuldig. Das gehört doch auch zur Kultur des Umgangs miteinander. Tut mir wirklich Leid für Sie, dass Sie die Kritik inhaltlich unbeachtet lassen. Trotzdem danke, dass Sie sich überhaupt aufgeschwungen haben, die paar Zeilen zu mailen. Gruß von Harry Popow 

Kürzlich fand ich einen weiteren interessanten Beitrag zu diesem Film "Die vergessene Armee":
Entnommen: http://www.vtnvagt.de/index.php/aktuelles/626-der-film-die-vergessene-armee-von-signe-astrup-und-ich


Der Film „Die vergessene Armee“ von Signe Astrup und ich



Schon der von Signe Astrup gewählte Titel „Die vergessene Armee“ ist so falsch, wie er falscher nicht sein könnte, und zwar deshalb, weil die Nationale Volksarmee eben nicht vergessen ist. Wer es den-noch behauptet, der leidet unter Realitätsverlust.
Diese Armee ist bis heute unvergessen, nicht nur bei ihren ehemaligen Angehörigen und in der Bevöl-kerung, sondern auch bei vielen ehemaligen Waffengefährten der Armeen, die einst zum Warschauer Vertrag gehörten. Es gibt hunderte von Kameradschaften, Freundeskreise, Stammtische, Gemeinschaf-ten und Vereine, in denen ehemalige Soldaten der NVA und der Grenztruppen die Erinnerung an ihre Einheiten, Truppenteile, Verbände und Einrichtungen wachhalten. Zudem haben sie die Geschichte dieser Armee maßgeblich selbst geschrieben. In der Literatur nehmen ihre Bücher unbestritten den ersten Platz ein, nicht nur nach Anzahl und Umfang, sondern vor allem nach ihrem Wahrheitsgehalt und Sachverstand. Feststellbar ist auch ein zunehmendes Interesse junger Historiker an dieser ganz anderen deutschen Armee.

Als Signe Astrup vor etwa fünf Jahren mit mir in meiner Wohnung ein mehrstündiges Interview führte, stand sie nach eigener Aussage ganz am Anfang ihres Filmprojekts. Ich war mit Sicherheit einer der ersten Zeitzeugen, die sie befragt hat. Damals hatte ich den Eindruck, dass sie ihr Anliegen aus besten Motiven verfolgt. Wenn ich jetzt das Ergebnis ihrer jahrelangen Arbeit sehe, bin ich maßlos enttäuscht und zugleich heilfroh, dass sie in ihrem Film nichts, aber auch gar nichts aus unserem Interview ver-wendet hat. Es wäre mir einfach nur fatal, mich in einer Reihe mit Leuten zu sehen, die mit unquali-fizierten Aussagen glänzen und die noch dazu mehrheitlich nicht wirklich in der NVA gedient haben.

Die Behauptung, die ehemaligen NVA-Angehörigen machen einfach weiter wie gehabt, trifft mit Sicherheit nicht auf deren Mehrheit zu. Frau Astrup erwähnt mehrfach den „Traditionsverband der NVA“, ohne klarzustellen, dass es zwei Verbände dieser Art gibt. Der andere Verband nennt sich „Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR“. Er wurde 2013 gebildet, weil es innerhalb des zuerst gegründeten Verbands zu unüberwindbaren Gegensätzen zum Traditionsverständnis gekommen war.

Der nunmehr zur Aufführung gelangte Film ist ein Konglomerat aus unsystematisch geführten und zusammengesetzten Antworten und Eindrücken aus Begegnungen, Interviews und Gesprächen mit Personen, die in ihrer Mehrheit nicht repräsentativ für die NVA sind. Besonders makaber sind die Szenen, in denen sich alte, dicke Männer in zu engen Uniformen einer Armee, die es seit 1990 nicht mehr gibt, der Lächerlichkeit preisgeben. Das ist für diejenigen, denen das Anliegen der NVA eine Herzenssache ist, ein unerträglicher Anblick.

Die Befürchtungen, dass der Film missverstanden wird, haben sich jetzt schon bestätigt. Zudem ist er nicht repräsentativ für die absolute Mehrheit der ehemaligen Angehörigen der NVA. Da ist die Rede von „DDR-Offizieren, Stasi-Mitarbeitern und Grenzwächtern“, die „kampfbereit wie in alten Zeiten“ seien. Diejenigen, die das Erbe der NVA hochhalten, gebären sich keineswegs kampfbereit. Sie verteidigen zu Recht das Ansehen und den Ruf der ersten deutschen Armee, die die Erhaltung des Friedens als ihren wichtigsten Auftrag sah und in Ehren erfüllt hat.

In einem Interview hat Signe Astrup gesagt: „Das Vertrauen ist mir sicherlich auch da nur geschenkt worden, weil sie gemerkt haben, dass ich sie ernst nehme und dass ich ihnen erst mal urteilsoffen begegne.“
Meinem Vertrauen ist sie mit ihrem Film jedenfalls in keiner Weise gerecht geworden.

Bernd Biedermann, 26.6.2017

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